Am Samstag fand wie angekündigt der Google Wave Hackathon in den Räumen von richtwert statt. Architektur, Fuktionalität und Begrifflichkeiten (Wave, Wavelet, Blips, Robots, Gadgets…) wurden von Alexander Benker zur Einführung noch mal rekapituliert. Die nachfolgende Diskussion katapultierte uns jedoch ruck zuck in tiefere Gefilde rund um Begriffe wie „Trust“, „Flow“ und Collaboration. Zwar hat Google dankenswerterweise die erste Annäherung an Wave über eine alte Metapher (Outlook-Variante) leicht gemacht, es wird aber schnell klar das dies nur ein pädagogisches Entgegenkommen ist. Alles ist möglich. Aber was ist sinnvoll? Und: Was ist wirklich beschleunigend oder wirkt auf einen distinkten Parameter paralleler Kommunikation so ein, das sich die Qualität dieser Kommunikation in Wave postitiv verändert?
Tools, die heute ins Freischwimmerbecker des Internet geworfen werden, dürfen nicht einfach einen Meatspace-Prozess 1:1 (oder schlechter) abbilden, sondern müssen als Operator wirken, dh der Prozess muss durch das Tool aufgewertet oder gar transformiert werden, andernfalls sie bei Strafe im Wow-Museum landen. Twitter 2013 ;-).
Ein Ad-hoc Modell, das sich im Laufe des Sonntags in mir dabei herauskristallisierte, habe ich versucht wie folgt zu skizzieren:
Kommunikative Tools fallen nie in abstrakte Hände und Köpfe, denen man mittels Design, Usability, UI und Konrad Lorenz´schen Attraktoren ein „sexy“ Erlebnis beschert. Statt dessen fallen sie in konkrete Hände, in konkreten, sozialen Umgebungen, in denen die Freiheitsgrade des Users im konkreten Kontext eine massive Rolle spielen.
In Kontext A geniessen die Individuen große Freiheiten und selbst wenn sie sich sehr nahe kommen oder sich ihre Rollen überschneiden, wird ihr Identitätskern nicht unbedingt in Frage gestellt. Feelancer und Privatpersonen wären hier denkbar. In Kontext B hat jeder Akteur genau beschriebene, oft geringe Freiheitsgrade innerhalb einer strukturierten Organisation.
Was passiert nun wenn man in diese Brown´schen Brühen einen Beschleuniger wirft? Erhöht sich im Sinne von Teilhard de Chardin die soziale Temperatur? Und wie werden die Akteure in Milieu A und B darauf reagieren? Wieviel Temperaturerhöhung ist erträglich, bevor es ans Eingemachte geht und der Einzelne mit Grunddefinitionen seiner Rolle an denen der Anderen vorbeischrammt und schreddert?
In Milieu B wird im Falle eines disruptiven Beschleunigers sehr schnell eine Reibungstemperatur erreicht, die zu Wiederstand und Konflikt führt. Interfaces, UI und Usability können da vielleicht helfen, mindern aber nicht den Stress zwischen den Akteuren. Maximale Forderung: Neue Organisationsformen, ich-stabile, im Extremfall postneurotische Individuen mit Fähigkeit zur aperspektivischen Sichtweise (Gebser).
In einem kurzen Gespräch mit Frank Ammari wurde mir noch ein anderer Punkt etwas klarer: Trust ist ein beschleunigender Faktor in kommunikativen Prozessen und trägt somit zur Ektropy auf Sol3 bei. Daraus folgt, das Wave Jazz ist! 😉
Die Fortführung dieser Gedanken kann entweder hier in den Kommentaren stattfinden, oder auf dem nächsten WaveWednesday am 12. August in den Büroräumen von richtwert. Ich bin mit dem Thema auf jeden Fall noch nicht durch!