Ray Kurzweil: The Singularity is near (TSIN)

Gerade bei mir eingetroffen: Ray Kurzweil, The Singularity is near, in Insiderkreisen mittlerweile auch als TSIN abgekürzt. Das erste „Fachbuch“ zum Thema technologische Singularität, so man den Begriff Fachbuch auch auf naiv induktionistischen Futurismus ausweiten will. Abgesehen von Damian Brodericks „The Spike“ und Charles Stross „Accelerando“ das erste Buch, das sich bemüht dieses wahrscheinliche Zukunftsszenario einer breiteren Öffentlichkeit nahezubringen. Da kann ich mit meinen kleinen Vorträgen zur technologischen Singularität rund um 1997 nicht gegen anstinken.

Bei Amazon steht das Buch seit seinem Erscheinen am 22. September bis jetzt auf Platz 43 27 22 27 17 12 der englischsprachigen Bestsellerliste. Heute morgen (30.Sept) stand es noch auf Platz 44.

Einige Rezensionen gibt es auch schon. Sogar Hugo de Garis ist aus seinem Brain Building Kellerloch hervorgekrochen und hat sich an die Welle gehängt. Er macht auf einen Punkt aufmerksam, der wie ich ebenfalls meine unbedingt stärker betont werden muss: die politischen, gesellschaftlichen und weltanschaulichen Implikationen der Prä-Singularitätszeit. Sollten wir es je zu einer veritablen Singularität bringen, erübrigen sich ziemlich viele Topoi. Die Zeit davor allerdings hat es in sich. Die ständige, exponentielle Zunahme der Wirkmächtigkeit von Technologien wird natürlich nicht ohne Folgen für das ökonomische Gefüge jeder Gesellschaft bleiben, die nur im entferntesten mit Produktion oder Konsumption zu tun hat. Siehe Robotic Nation.

Nicht zu verachten sind auch die weltanschaulichen, gar religiösen Implikationen. Jede Religion die eschatologische Elemente in ihrem Kanon hat, wird sich natürlich von einem Zukunftsentwurf, der rein technoid einen evolutionären Höhepunkt postuliert vor den Karren gepinkelt fühlen.

Allein das Thema Lebensverlängerung, gar radikale Lebensverlängerung wird in den nächsten Jahren verdammt viele verwirrte Fundamentalisten auf den Plan rufen, die vielleicht sogar mit Gewalt dem Tod den Stellenwert erhalten wollen der diesem in ihren Weltanschauungen zukommt. Siehe Kurzweil Seite 322: Death is good for Human Species, Radical Life Extension is Anti-Human!

Ein anderes Thema wäre die durch den beschleunigten technologischen Fortschritt zunehmende Vermögenskonzentration und die daraus folgende Spaltung von Gesellschaften in eine Kaste von Menschen (?) die sich radikale Lebensverängerung und andere extreme, sehr extreme Technologien werden leisten können und eine breite, sehr breite Masse, die vielleicht noch nicht mal mehr krankenversichert ist. Alles Szenarien die aus einer zunehmenden Vermögenskonzentration durch technologischen Fortschritt folgen können, wenn neoliberale Gesellschaftsaxiome sich austoben dürfen. In diesem Zusammenhang fällt mir Larry Ellison (Oracle) ein, von dem man weiss das er sehr an lebensverlängernden Technologien interessiert ist.

Das das Thema technologische Singulariät in nächster Zeit sogar von Schlipsen wahrgenommen werden wird, dafür wird unter anderem der kostenlose Investorennewsletter von John Mauldin sorgen, der von einer schlappen Million Leuten abonniert wird, und die im letzten Newsletter mit diesem Thema konfrontiert wurden.

Fasten your seatbelt, die Singularität wird Mainstream. Und ich halte natürlich gerne Vorträge über die technologische Singularität!