Wo spielt die Musik?

Man stelle sich vor: Bunzklazerin Merkel weist ausdrücklich in einer Rede zur Eröffnung eines Technologiezentrums in Eckernförde auf die Verdienste von Richard Feynman und Eric Drexler um die Grundlagen der Nanotechnologie hin und legt den versammelten Honoratioren aus Schützenverein, Handwerkskammer und Germanistenbund gar Nanosystems, das vor schlappen 15 Jahren erschienene Grundlagenwerk zur molekularen Nanotechnologie ans Herz. Undenkbar?! Stimmt. Undenkbar. Hierorts reicht die Erwähnung von Eric Drexler um einem Physiker viel Freizeit zu verschaffen.

Woanders können aber Märchen wahr werden. Zum Beispiel in einem Land mit über 1 Milliarde Menschen, in dem pro Jahr über 100 000 Ingenieure ihren Abschluss machen, während in der Bunzruplik die Immatrikulationen im Fach Informatik abnehmen. Zur Rettung der Schlipsindustrie ist BWL schliesslich wichtiger.

Krass konkret: Der Präsident der Bundesrepublik Indien, Dr. A.P.J. Abdul Kalam hat in einer Rede zur Grundsteinlegung des International Institute of Information Technology in Bhubaneswar folgende honigsüssen Worte unter die Menge gestreut:

When I think of Nanoscience and Nanotechnology, I would like to discuss about three scientists who have laid the foundation on nanoscience and nanotechnology. Mr. Richard Feynman, who described the concept of ‚building machines“ atom by atom in his talk at Caltech titled „There is plenty of room at the bottom“. Mr. Eric Drexler, who wrote the book titled ‚Nano Systems, Molecular machinery, manufacturing and computation“. Prof CNR Rao, who pioneered and fostered the nanoscience research in India.

Es kann natürlich sein, das sich der Ghostwriter lediglich vergooglet hat, ohne zu ahnen wen er da ins Licht der Öffentlichkeit zerren würde. Es kann aber auch sein, das die Person, die massgeblich für das indische Satellitenprogramm zuständig war und der Kommission „Technology Vision 2020“ vorstand, weiss wovon sie spricht und nun in ihrer Rolle als Präsident Indiens etwas vorantreibt, dessen alleinige Erwähnung andernorts nicht opportun wäre.

Wo Vision und Utopie überleben, kann nie im voraus gesagt werden. Wie Wasser, so sucht sich der Gradient der Neg-Entropie einen Weg, der keine Rücksicht auf die Rücksichtslosen nimmt. Vormalige Höhepunkte der Zivilisation sind nur Geröll in einer Schneise der Komplexifikation deren Ende immer ein Anfang ist.

via CRN