Morgen ist wieder Webmontag in Düsseldorf und irgend–wer hat mich in eine Diskussion mit 3 Professoren geschickt. Die Äusseren Hybriden kommen mir im Moment äusserst paradiesisch vor.
Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, das mich Fragen mit einem Zeithorizont umtreiben, den der normale BWLer nicht auf der Palette hat und ich glaube, das Utopien sich in Ideologien verkehren, wenn sie zu einfachen technologischen Trendfortschreitungen verkommen.
Im Gegensatz zu vor 10 Jahren ist das Internet heute nur eine von mehreren Technologien, die sich zunehmend exponentiell entwickeln und sich mit utopischem Potential aufladen.
Auf diesem Hintergrund wird immer wichtiger, nicht nur zu fragen in welcher Gesellschaft wir leben werden, sondern in welcher Gesellschaft wir leben könnten.
Wer das nicht beantworten will, wird sich in Zukunft ohne Vision mit einem Taschenmesser durch den Dschungel der Möglichkeiten durchwurschteln.
Ich denke, das es ein besonders schwieriges Problem sein wird, zu verhindern, dass ein grosser Teil der Gesellschaft von der beschleunigten Entwicklung abgehaengt wird und nur noch ein Elite in der Lage ist, mit der sich immer schneller veraendernden Umwelt zurecht zu kommen. Oder ist das vielleicht gar nicht zu verhindern? Und wenn nicht, waere das schlimm?
Wenn man transhumanistische Entwicklungen mit einbezieht, laeuft diese Problematik auf die Frage hinaus, ob man versuchen sollte, alle Menschen auf dem gleichen technologischen Entwicklungstand zu behalten oder ob eine Zersplitterung der Menschheit in unterschiedlich entwickelte Gruppen oder gar Spezies auch akzeptabel waere.
Die Gefahr einer NEUEN „Dritten Welt“ könnte bestehen, die sich nicht mehr anhand von Armut und Reichtum klassifizieren lässt, sondern anhand von aktuellem und veraltetem Wissen.
Man muss nur auf die Arbeitslosigkeit schauen. Sobald KI mehr Arbeiten als Fabrikarbeit ersetzt, gibt es eine Reihe von Leuten, die niemand mehr einstellen will, weil ihre Ausbildung keine weiteren Qualifikationen mehr bietet. Ich denke da besonders an kassiererloses Bezahlen in Supermaerkten, Flughafenschaltern und Eintrittsschaltern, das sobald es marktreif ist, innerhalb kurzer Zeit sehr viele Menschen abeitslos machen koennte.
Dann wird vll auch endlich in der Politik deutlich, dass nicht nur billige Fabriken im Ausland oder Fremdarbeiten zu Arbeitslosigkeit fuehren.
Dies führt dazu, dass es zwangsläufig zu neuen Entlohnungssystemen kommen wird. Sollte es in einigen Jahrzehnten wirklich so weit sein, dass die niederen Arbeiten nur noch von Maschinen verrichtet werden und nur noch eine hochqualifizierte Minderheit einen Job hat, dann kann unser derzeitiges Entlohnungssystem nicht weiter bestehen und man wird sich was neues einfallen lassen müssen (Grundgehalt?? Hmmm…)
Dies könnte der Gesellschaft vielleicht sogar einen positiven Impuls geben, damit man endlich aufhört Menschen nach ihrem Status & Einkommen zu beurteilen (Hast du nen fetten Benz, bist du was. Empfängst du nur Hartz IV, bist du Müll).
Das wäre dann eine einmalige Chance, um endlich auch den Menschen Anerkennung & Respekt zu zollen, die in meinen Augen schon heute mehr „wert“ sind als die reiche Oberschicht:
Menschen, die ehrenamtlich in Organisationen & Vereinen arbeiten!
Menschen, die sich für Umweltschutz und Entwicklungshilfe einsetzen!
Menschen wie Leo Babauta, die mit ihrem Blog (http://zenhabits.net/2007/02/my-story/) Tausenden von Menschen (z.Z. 34.300 RSS-Subscriber!) zu einem glücklicheren, produktiveren, genügsamen und Sinn gebendem Leben verhelfen und allein dadurch schon eine weit größere Bereicherung für die Menschheit sind als irgendwelche Millionäre, die leider heutzutage bei uns an der Spitze der bewundernswertesten Personen stehen.
Vielleicht bleibt das alles ja Utopie.
Aber wie man sieht, enthält jede gravierende Veränderung auch ihre Chancen um aus dieser Welt etwas Besseres zu machen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Utopie bleiben wird.
Es geht schliesslich auch fortan darum, zu beweisen, man sei der Beste. Wie man das tut, aendert sich vielleicht sehr stark, aber der Egoismus und die Skrupellosigkeit wird damit nicht abgeschaft.
Ich sehe es ein wenig anders herrum. Heutzutage ist es so das eine ganze Menge Menschen keinen Zugang zu aktueller Forschung haben. Es ist in der Geschichte immer so gewesen das Eliten dadurch herrschen konnten, das sie bestimmte Entwicklungen für sich allein in Anspruch nahmen. Mit der Entwicklung des Buchdrucks hat es vermehrt angefangen das eine große Masse an Menschen Informationen erhielt, die vormals Herrschaftswissen waren. Mit dem Internet hat sich diese Entwicklung sehr stark zugespitzt.
(„Steal this Film“ schonmal gesehen?)
Es wird also in meinen Augen in der Zukunft schwerer für Eliten werden einen technologischen Vorsprung zu behalten.
Skrupellosigkeit und Egoismus werden wohl nie abgeschafft werden. Aber die krankhaften Auswüchse dieser Charaktereigenschaften werden vieleicht eines Tages genauso wie Pädophilie und Inzest behandelt. Glücklich wird man jedenfalls nur wenn die Menschen um einen herrum es auch sind und das beisst sich zunehmend mit den Auswüchsen gerade der Skrupellosigkeit.
Die Idee unbedingt der/die Beste sein zu müssen ist ein genauso unerreichbares Ziel wie das Versprechen allgemeinen Wohlstands. Irgendwann wird diese Illusion durchschaut werden. Das einzige was sie nämlich erreicht ist Neid, Angst, Gier und Gewalt. Zufrieden oder gar Glücklich kann man mit dieser Denke nie werden.
@ Martin
Der Vergleich des Buchdrucks mit dem Internet ist ein gutes Argument.
Aber reiner Informationszugang ist nicht alles. Das ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Vorraussetzung fuer Chancengleichheit. Wieso sollte jene Illusion durchschaut werden? Das wiederrum halte ich fuer Utopie.
Sicher, der freie Informationsfluss fuehrt langfristig wahrscheinlich zu mehr Bildung und damit zu hoeherem „Potenzial“, diese Illusion zu durchschauen. Aber es gibt auch noch die genetischen Unterschiede und qualitativ unterschiedliche Erziehungen. Damit werden Differenzen auch weiterhin erhalten bleiben.
Die extremen Auswuechse negativer Eigenschaften keonnen auch aus meiner Sicht zunehemend verschwinden, aber warum sollten die weniger extremen Auswuechse verschwinden, die etwas subtileren, die Menschen oft einen Vorteil im Leben bringen, ohne auf sie zurueckzufallen. Sei es in der Karriere oder im sozialen Umfeld.
Allerdings denke ich, dass mit Einbeziehung des Transhumanismus, der Gentechnik, der Nanotechnologie und der starken KI durchaus alle Menschen auf einen Level gehiev werden koennen, so dass sie doch noch so einige Dilemma durchschauen.
Versteh mich nicht falsch, aber ich halte nicht viel davon ‚auf ein Level gehievt‘ zu werden.
Das Differenzen bestehen bleiben halte ich für einen sehr gesunden Zustand, denn Monokulturen sind kein Weg zur Wahrheit sondern nur zur Akzeptanz einer postulierten Objektivität. Wir sollten vermeiden die Wahrheit über unsere Zwänge auf unsere jetzige Verstandesebene herabzuholen/vereinfachen sondern uns dafür öffnen das wir die Illusionen nur mit anderen Augen sehen können.
Wenn wir uns Illusionen über die Welt machen, dann sind Dinge wie Gentechnik, Nanotechnologie und starke KI sehr gefährlich. Wenn z.B. die Grundannahmen für die Funktionen von Biorobotern auf Illusionen fußten. Illusionen die erst wenn sie Schaden anrichten bemerkt werden … und dann auch nur wenn wir uns dieser Wahrheit nicht verschließen.
Wir werden ganz sicherlich noch eine Menge Illusionen durchschauen, es stellt sich aber auch die qualitative Frage ob wir sie rechtzeitig durchschauen werden.
Sicher koennen wir uns nie sein, dass wir von wahren Grundannahmen ausgehen. Es wird also immer ein gewisses Risiko bestehn, neue Technologien falsch eingeschaetzt zu haben und diesen Fehler nicht rechtzeitig zu erkennen.
Mit „auf ein Level hieven“ meine ich keine Erschaffung von Klonen, sondern dass die Summe der Faehigkeiten jeder Person ungefaehr gleich bleiben. Es kann dann trotzdem noch sehr viele Differenzen geben.
Ich denke nur, dass man vll verhindern sollte, die beiden Bildungsenden der Menschheit zu weit auseinander driften zu lassen, bis sie sich voellig aus den Augen verloren haben.
Die Schere die man als Metapher schon beim Thema Armut und Reichtum verwendete läßt sich auch auf dem Bildungssektor verwenden. Hier in Deutschland ist das noch vergleichsweise durchmischt, aber man muss nur mal nach England oder Frankreich schauen um zu sehen wie dort die wirklich guten Bildungsabschlüsse fast nur für Geld und/oder gute Beziehungen zu haben sind.
Man sollte verstehen woher das kommt um zu erkennen warum es sogar eine ganz ausgezeichnete Idee ist „die Bildungsenden nicht zu weit auseinander driften zu lassen“ … um dadurch aber zu erkennen das dieser Zustand gewollt ist und durch tolle politische Vorstöße wie ‚Eliteuniversitäten‘ gefördert wird.
Es gibt einfach Leute die wirklich nichts mit den gemeinen Leuten auf der Straße zu tun haben wollen. Man sagt man habe zu wenige Schnittmengen … es könnte aber auch sein das dadurch auffliegt das manche einen bestimmten Traum leben und das dieser Traum nicht für alle möglich ist.
Ich kann nachvollziehen, warum manche Leute aus gebildeteren Schichten keine Lust auf Umgang mit wenig gebildeten Menschen auf der Strasse haben. Einerseits gibt es sicher viele, die dies aus Arroganz nicht wollen. Dafuer habe ich kein Verstaendnis. Aber die Interessensgebiete von hoeher gebildeten Menschen liegen eben oft sehr weit entfernt von denen „normaler“ Leuten. Kommunikation ist daher fuer beide Seiten oft muessig. Vom hoeher gebildeten Gespraechspartner ist natuerlich eher zu erwarten, dass er Verstaendnis zeigt. Aber man kann nicht verlangen, dass er den Umgang mir Personen mit der seinen aehnlicher Bildung opfert fuer den Umgang mit dem gemeinem Volk. Das gleiche gilt auch andersherum.
Ich sehe die Verantwortung bei den Entscheidungtraegern ueber das Bildungssystem.
Angefangen bei Gesamtschulen nach dem Vorbild der amerikanischen Highschool. Das Niveau ist von Fach zu Fach unterschiedlich, je nach dem, wo die Schwaechen und Staerken eines Schuelers liegen. Es werden verschiedene Schwierigkeitsstufen angeboten.
Gleichzeitig muessen die Lehrenden zentral zugeteilt werden und einheitlich bezahlt. Das gibt es in den USA eben nicht, wohlhabende Orte und Viertel koennen sich hoeher bezahlte Lehrer leisten und haben mehr politischen Einfluss auf solche Entscheidungen.
Gesamtschulen koennten auch nur dann erfolgreich sein, wenn nicht parallel Gymnasien bestuenden, die die besten Schueler bei sich behielten. Deswegen sind Gesamtschulen auch hierzulande nicht erfolgreich.
Beim weiterfuehrender Ausbildung in Universitaet bin ich ein Gegner des kostenlosen Zugangs. Es muss einfach einen echten Wettbewerb geben. Wer die beste Ausbildung bietet, darf auch die hoechsten Studiengebuehren verlangen und die besten Studenten kriegen.
Normalerweise lohnt sich die Investition ins Studium durch den entsprechend besseren Job, der dadurch ermoeglicht wird.
ALLERDINGS muss natuerlich die Benachteilung finanziell schwacher Haushalte und das Risiko der Arbeitslosigkeit verhindert werden. Das waere nicht schwierig, in dem die Universitaeten verpflichtet wuerden, zinsfreie Studienkredite anzubieten und die Rueckzahlung nur dann erfolgen muesste, wenn der Alumni nachweislich das erforderliche Einkommen haette.
Das Entstehen von Eliteunis waere automatisch. Das finde ich in Ordnung, da es ja auch reale Leistungsfaehigkeitsunterschiede bei Studenten gibt.
Ich kann leider nicht so leicht nachvollziehen, warum sich viele Menschen als getrennte Elite über andere stellen, sei es ihre subjektiv höhere Intelligenz oder auch andere Faktoren. Ich verstehe die Notwendigkeit nicht das jemand der sich für Überlegen hält sich Unterlegene schaffen muss. Damit wird für mich das Attribut ‚Überlegen‘ sehr zweifelhaft.
Ihre kann hingegen sehr gut verstehen warum man für sich und seine Familie und Freunde die allerbeste Bildung haben möchte. In Asien gab es lange kein Massenbildungssystem wie in Europa und nur die angesehensten Mönche, Bramanen und anderen privilegierten Menschen bekammen eine Ausbildung die über Alltagsfragen hinausging. Der Dalai Lama hat eine solche Ausbildung genossen in der ein Schüler von mindestens einem Lehrer zur Zeit unterrichtet wird. Es ist nicht leicht das mit Frontalunterricht zu vergleichen bei dem einem Schüler 1/25 Lehrer zur Verfügung steht und der Schüler manchmal sogar hofft in der Masse unterzugehen.
Wir werden schwerlich soviel in das Bildungssystem stecken können, das jedem Schüler ein Lehrer zur Zeit zur Verfügung steht … unter ganz anderen ökonomischen Bedingungen vielleicht mal. Aber es wird einzelne geben die erhoffen Ihrem Kind eine optimale Ausbildung in einem suboptimalen System zu ermöglichen … und sie werden sich entsprechend ihrer gesellschaftlichen Kräfte dafür einsetzen, oder diese Frage frustriert ignorieren.
Da die Bildung von ehemaligen Schülern die Lehrer geworden sind vermittelt wird und aus einem Teil der Schüler von heute wieder Lehrer werden, braucht man sich eigentlich nur den Bildungsweg und den Status eines Lehrers im Vergleich zu anderen Berufen ansehen um zu verstehen wo das Problem dieses Systems liegt. Natürlich spielen in der Bildung auch Wissenschaftler eine starke Rolle aber das was davon bei den Schülern ankommt hängt meistens wieder vom Lehrer ab.
Was uns glaube ich unterscheidet ist die Frage ob jeder Mensch in der Lage ist diese höhere Intelligenz (besser Bewusstsein) zu erlangen. In bin der Ansicht das Konkurrenz in dieser Entwicklung teilweise förderlich ist, aber in dem Ausmaß wie es betrieben wird unheimlich kontraproduktiv ist. Wenn du auf einem Gymnasium den entscheidenden Fehler machst dann ist es egal ob du daraus lernst, du kommst auf jeden Fall schön in die Realschule. Das ist keine Konkurrenz mehr sondern eher eine mehrstufige Selektion … und die fängt merkwürdigerweise viel früher an als wir von einem gefestigten Charakter eines Kindes reden.
Das, was du am Ende ansprichst, ist eben das Problem des dreistufen Systems. Es wird nicht nach Faechern differnziert. In einer Gesamtschule koennte das nicht passieren. Da kaeme man in einigen Faechern vielleicht nicht so schnell voran, muss mal einen Kurs wiederholen, aber in anderen Faechern koennte man normal weitermachen oder sogar schneller vorankommen.
Ich habe bisher ausserdem fast ausnahmslos erfahren, dass die Leute, die sich am besten miteinander verstehen, auch einen aehnlichen Bildungsgrad haben. In den meisten Faellen sogar ein aehnlicher Abschluss. Manchmal aber auch auf persoenlichem Wege erlangte Bildung. Man koennte natuerlich argumentieren, dass gerade unser Bildungssystem dazu fuehrt, dass der Kontakt zwischen unterschiedlichen Bildungsschichten behindert wird und so keine Verbindungen entstehen koennen. Ich bin aber skeptisch, dass dies der einzige Grund ist. Dazu ist gar nicht noetig, sich als Elite zu sehen. Und das trifft auch auf alle Bildungsschichten zu. Also auch der Durchschnittsgebildete trifft sich am liebsten mit anderen Durchschnittsgebildeten.
Ja, die der Lehrerstatus ist ein Problem. Ich denke aber, das liegt hauptsaechlich an dem Beamtenstatus. Das lockt massenhaft Leute an, die an sicherem Gehalt und einem vermeintlichen Halbtagsjob interessiert sind. In meinem Studium ist das wirklich erstaunlich zu beobachten(Mathematik). Man hat den Eindruck, die Lehramtstudenten waeren voellig andere Menschen als diejenigen , die nur Mathematik studieren. Ich hab noch keinen von denen getroffen, der sich nicht durch haeufiges Abschreiben durchs Studium mogelt und die meisten geben offen zu, dass sie nur einen sicheren Job haben wollen. Kaum einer findet das Fach an sich interessant. Wenn man fragt, warum gerade dieses Fach, dann lautet die Antwort meistens:“Da hatte ich die beste Note im Abi“. Dass jemand gerne Kindern und Jugendlichen etwas beibringen will, habe ich dagegen noch nie gehoert.
Meine Partnerin studiert im sprachlichen Bereich und macht dort beinahe identische Erfahrungen. Ich uebertreibe nicht. Es hat mich selbst schockiert, das zu erleben.
Und in letzter Zeit gab es ja auch haeufiger Studien, die einm Grossteil aller Lehrer unzureichende Belastbarkeit bescheinigten.
http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=55593281&top=SPIEGEL&suchbegriff=lehrer+belastbarkeit&quellen=&vl=0
Es tut mir leid, das zu sagen, aber ich kann aus meiner eigenen Schulzeit nur bestaetigen, wie manche Lehrer voellig uebervordert vor der Klasse standen. Es brauchte nur zwei bis drei aufmuepfige Schueler, um vielen Lehrern die Zuegel aus der Hand zu nehmen. Dann gab es noch einen anderen Teil der Lehrer, die offensichtlich keine Lust auf Unterricht hatte, indem sie uns Filme gucken oder andauernd Gruppenarbeit ueber mehrere Doppelstunden hinweg machen liessen, waehrend sie aus dem Klassenraum verschwanden. Einem sehr kleinen Teil der Lehrer dagegen (ca.20%) konnte echtes Interesse bescheinigt werden, den Schuelern etwas beizubringen. Dort waren auch meistens die Schueler gleich interessierter und ruhiger.
Ich war zwar schockiert ueber die Lehramtstudenten, aber es ging mir auch ein wenig ein Licht auf.
Das Image der Lehrer ist meiner Ansicht nach zum Teil selbstverschuldet aber sein urspruenglicher Grund liegt in der Festeinstellung und im von der Leistung unabhaengem Gehalt.
Damit werden automatisch die falschen Leute angezogen und als Reaktion darauf – die richten abgeschreckt.
Vielen derer die den Weg eines Lehramtsstudiums einschlagen wirft der Autor Hedonismus und Pragmatismus vor erklärt aber für mich nicht ausreichend warum. Für mich liegt dort eben das Ansehen der Lehrer als Zustand vor der Frage wer sich dann doch dafür entscheidet. Es gibt zum Beispiel in Skandinavien ein viel positiveres Lehrerbild was durchaus damit zu tun haben wird das dort feste Verträge und Tarifverhandlungen und keine Beamtenstruktur vorherrschend ist. Aber das ist ein Zustand zu dem der Weg aus deutscher Perspektive weit ist. Der Grund liegt glaube ich in diesem Kreislauf das in nur etwa zehn Jahren aus einem Schüler ein Lehrer wird und sich die Geschichte so sehr unreflektiert wiederholen kann. Die die darüber reflektieren sind die 30% der hoch motivierten Lehrer und die Professoren der Lehramtstudenten, vorausgesetzt letztere lassen das Lehramtsstudium nicht wie beschrieben ’nebenher‘ laufen.
Leider geht der Artikel nicht darauf ein, wie ein hoch motivierter Lehrer sich verändert wenn er auf eine Schule kommt bei denen die Lehrer zu 60% aufgegeben haben und Dienst nach Vorschrift machen.
Der „Pisa Schock“ ist jetzt fest fünf Jahre her und an den Bewegungen die das Schulsystem bisher gemacht hat kann man sehen wie schwer Veränderung in dem Bereich fällt. Und dabei reden wir nur von Veränderungen von ‚unbrauchbar‘ bis ‚verwendbar‘ und nicht über das Optimum. Optimal währe meiner Meinung nach ein mit Neurowissenschaftlichen Erkenntnissen gespicktes vom Lerntyp differenziertes Lernmodell, dessen Zweck nicht nur die Vermittlung von Fähigkeiten und dazugehörigen Hintergrundinformationen sondern auch die Schaffung von Bewusstsein und Metawissen über das Lernen selbst ist. Und es währe toll wenn die Vermittlung nicht hierarchisch sondern bidirektional vonstatten gehen könnte. Die Einsichten und Einwände die Schüler haben sind nämlich ein sehr unterschätzter Wissensvorrat, dabei spiegeln sie sehr direkt die Plausibilität von Lerninhalten.
Ich denke, man kann schon davon ausgehen, dass die Lehrer, die fuer die Studie begleitet wurden, auf durchschnittlichen Schulen gelandet sind .Deren Anteil an nicht motivierten Lehrern muesste also im Bereich von 60% liegen, wenn es keine gravierenden Veraenderungen in der Zeit vor der Studie gegeben hat. Sie wurden immerhin 12 Jahre lang begleitet.
Ich kenne zufaellig einen meiner ehemaligen Sport/Latein-Lehrer, der wirklich motiviert ist. Aufgrund dessen hat sich zwischen einer Gruppe aus meinem ehemaligen Sport-Grundkurs in der 12. Klasse(vor drei Jahren) zu der ich auch gehoere und diesem Lehrer eine Art Freundschaft gebildet, die auch jetzt noch bestand hat.
Die Vermittlung lief bei ihm tatsaechlich(!) „bidirektional“.
Das letzte Mal haben wir ihn im Dezember getroffen. Und er konnte kaum verbergen, wie frustriert er ueber den Schulalltag war.
– Die Schueler kaemen mit lustloser Einstellung in den Unterricht
– 45min reichten kaum aus, um sie „einzustimmen“ und dann auch noch zu unterrichten.
– Seitdem der Anteil der Schueler, die aufs Gymnasium gehen, immer groesser wird, wird es auch immer schwieriger, zu unterrichten.
Das waren seine Hauptbeschwerden.
Ja, es spielt, wie bei so vielen Dingen, wiedermal zu viel Politik in Veraenderungen hinein. Laender wie Deutschland, die durch die Globalisierung immer mehr auf Hochqualifizierte angewiesen ist, koennen sich sowas eigentlich gar nicht leisten. Wieso gibt es keine oeffentliche Debatte darueber, ob das Beamtentum sinnvoll sei (zumindest bei der Bildung) ?
Deinem Vorschlag zum „Optmalen Unterricht“ kann ich nur zustimmen. Doch seine Realisierbarkeit liegt wahrscheinlich nicht in Reichweite. Vorraussetzung dafuer waeren zunaechst einmal geeignete Lehrkraefte. Nur wenn ein echtes Interesse an Lernfortschritten bei dem Lehrer liegt, sind diese offen fuer den Einsatz von optimierenden Techniken.
Und zu den Ansichten des Autors: Wie bereits beschrieben, kann ich seine Ansichten aus eigener Erfahrung nur teilen und mit mir viele andere ehemalige Schueler, die ich kenne…