Utopische Blindheit

Während des Vortrags am Samstag überkam mich spontan eine befremdliche Perspektive, die ich den Anwesenden auch mitteilte:

Mir scheint in Diskussionen mit Menschen die unten in der Fresskette leben ein durchschnittlich konservativeres Verhältnis in Fragen der Zukunft vorzuherrschen. Viele, auch gebildete Menschen zeigen sich unfähig die utopischen Potentiale in den vor uns liegenden Technologien zu sehen, während Zeitgenossen wie zB Peter Thiel (pers. Vermög. ~1Mrd$) gar soweit gehen Ruf und Vermögen in Konzepte zu investieren die normalen, „hart arbeitenden“ Menschen nur ein Kopfschütteln entlocken. Paradoxerweise würden gerade diese von den positiven Potentialen mehr profitieren als jemand wie Thiel.

Vielleicht gehört zu stabilen Machtverhältnissen auch eine Art tief sitzender Zukunftsblindheit und utopischen Unglaubens.

Nur wer blind für den wunderbaren Weg bleibt, kann zufrieden sein einen staubigen Pfad geführt zu werden.

6 Gedanken zu „Utopische Blindheit“

  1. …merci im Nachhinein für deinen Comment in meinem Blog! Ein echt inspirierendes Interview mit Peter Thiel war das. Vorallem der Part wo er den Konkurrenzkampf mit China und Mexiko anspricht fand ich interessant – diese ewige Schwarzmalerei und Blindheit gegenüber den echten Chancen und Herausforderungen gehen mir auch auf den Senkel…

    Apropos: es gibt ja selbst heute noch Menschen, welche Leonardo da Vinci für einen durchgeknallten Nichtsnutz halten… Es handelt sich dabei aber vorwiegend, wie von dir bereits angedeutet, um „Menschen die unten in der Fresskette leben“…

    Gruss Pascal!

  2. Das mit der Zukunft ist schon ein schwieriges Thema. Zwei Anmerkungen aus meiner Sicht:

    1. Verlief nicht in früheren Jahrhunderten der Wandel erheblich langsamer als heute? Es gab also Zeiten mit „stabilen Verhältnissen“, in denen es nur die Sache einiger Weniger (Erfinder, Visionäre, Universalgelehrter…) war, den Fortschritt voranzutreiben. Die große Menge konnte sich in den bestehenden Verhältnissen einrichten und (mehr oder weniger) gut leben. Heute sind wir praktisch alle gefordert, uns dem Wandel in Technologie und Wirtschaft zu stellen. Ist es da ein Wunder, dass vielen einfach die Vorstellungskraft fehlt?

    2. Ein ökonomisches Argument: Persönlich störe ich mich daran, dass der deutsche Mittelstand vergleichsweise konservativ ist und sich erstaunlich wenig offen gegenüber Neuerungen wie etwa dem Web 2.0 zeigt. Eine Erklärung könnte sein, dass es vielen heute materiell gut geht und sie sich darin bequem eingerichtet haben. Dem Fortschritt zu folgen bedeutet eben auch, Risiken einzugehen, die im schlimmsten Fall Wohlfahrtseinbußen zur Folge haben können.

    Menschen wie der erwähnte Milliardär stehen so weit über den Dingen, dass sie ohne persönliches Risiko große Summen investieren können. Der Mittelständler dagegen verliert im dümmsten Fall seine Firma und endet als armer Mann. Da überlegt es sich offensichtlich zweimal, ob man heute schon in das Web 2.0 investieren soll…

    Zudem werden Risiken häufig falsch eingeschätzt: Die unbekannte Zukunft wird gern bedrohlicher wahrgenommen als das Risiko, durch Nichtstun den Anschluss zu verlieren. Das Beispiel dazu: Loewe. Der Fernsehgerätehersteller hat den Trend zu Flachbildschirmen verschlafen (ohne Not) und musste schließlich verkauft werden.

  3. Aus diesen und anderen interessanten Gründen gibts hier die 2 Kategorien: Beschleunigung + Beschleunigung der Beschleunigung Auch weil die günstigste Art Zukunft vorherzusagen ist, sie zu gestalten.

    Übrigens: Von echter BWL 2.0 würde ich die Aneignung genau dieser utopischen Inhalte erwarten. Alles andere ist ja wie ich schon oft betont habe nur Perpetuierung. Da kann man auch gleich Schuhe verticken. Iss dann eh egal. 😉

  4. Also gut! Als Vertreter der „echten BWL 2.0“ werde ich mir Mühe geben und mir das Thema (anhand dieses Blogs) näher erbeiten. In der Tat habe ich das Thema und den Hinweis auf Peter Thiel nicht aus purem Spaß in mein Blog übernommen, sondern weil „Singularität“ in der BWL noch ein ziemliches Fremdwort ist.

    Die Kaufleute haben es halt nicht so mit der Utopie. Den meisten ist eben die Jacke näher als die Hose…;-)

  5. Spagathilfen könnten u.a. sein: Andy Grove: „Factor 10“ + „just good enough“, alles wo Steve Jurvetson seine Nase reinsteckt und die wesentlichen Aussagen von Guy Kawasaki: Make Meaning!

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