Der Text ist eine fast wörtliche Übersetzung des englischen Transkripts.
Das Video des Interviews ist beim Elektrischen Reporter zu sehen.
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Ich wurde in Argentinien geboren und das ist 46 Jahren her. Mehr oder weniger habe ich ein drittel meines Lebens in Argentinien, ein drittel in den USA und ein drittel in Spanien verbracht.
Zu meinem Leben: Ich hatte eine schwierige Kindheit, weil ich in der faschistischen Militärdiktatur von Videla aufwuchs. Familienmitglieder wurden getöten und wir mussten aus Argentinien fliehen, um nicht selbst getötet zu werden. Die argentinische Diktatur tötete Menschen aus den beiden Gründen: Intellektuelle und Juden. Unglücklicherweise traf beides auf uns zu. Zwei Eigenschaften die sie nicht mochten.
Ich kam in den USA mit meinem Vater an, der Arzt und Professor war. Ich ging in den Staaten zur Schule und in New York zur Universität und gründete auch meine Firma dort.
Danach zog ich nach Europa und gründete sieben Firmen in den letzten circa 20 Jahren. Sechs hatten Erfolg, eine nicht.
Das mache ich also: Firmen gründen!
Ich denke Spanien ist ein fantastisches Land für Startups wegen der fehlenden Konkurrenz um die Arbeitnehmer. Es gibt eine sehr hoch ausgebildete Bevölkerung, aber nicht sehr viele Technologiestartups. Als Google und Skype in uns investierten, wurden wir gefragt ins Silicon Valley zu ziehen, aber wir haben diese Idee zurückgewiesen, weil wir dort nur ein weiteres Startup wären, aber in Spanien sind wir DAS Startup, für das man arbeiten will.
Ich habe Firmen in den USA und in Europa gegründet. Ich denke es gibt da eine Menge Unterschiede. Zum Beispiel ist die Stimmung einer Firma in Amerika eher übermässig selbstbewusst und die Europäer müssen daran arbeiten an sich zu glauben. Generell fehlt den Europäern das Selbstvertrauen in sich selbst und die optimistischeren gehen nach Amerika. Das mag ich nicht. Ich ziehe es vor, wenn wir in Europa Erfolg haben.
Es gab in Europa kein Risikokapital. Das ändert sich. Es gibt großartige Risikokapitalifirmen in Europa wie unser Partner Index Ventures, die zu den Besten in Europa gehören.
Sie haben auch in andere europäische Firmen wie Skype investiert. Hat unseren Partnern Spass gemacht. Ich denke also die Atmosphäre verändert sich in Europa. Es wird selbstbewusster. Europa hat auch die bestausgebildetsten Menschen in der Welt. Ich denke für das Internet ist Europa fantastisch, weil die Unterschiede nicht so groß sind.
Mehr Leute haben Zugang zum Internet.
In Amerika gibt es eine erstaunliche Elite, aber der Rest der Bevölkerung ist im Durchschnitt weniger gebildet. Wenn man eine Internetfirma gründet, will man nicht nur die Elite erreichen. Man will ein Massenprodukt haben ,wie ya.com, die Firma ,die ich in Spanien aufgebaut habe. Und man möchte mit diesem Massenprodukt einen großen Teil der Bevölkerung erreichen und dafür ist Europa besser geeignet.
Ich denke nicht. Mit Sicherheit ist “Fon” das nicht. Wir haben eine sehr originelle Idee, die noch niemand in großem Umfang kopiert hat, und genau darum sind wir das erste europäische Investment von Google und Sequioa, die erfolgreichste Risikokapitalfirma. Sequoia musste also nach Spanien kommen, um in uns zu investieren.
Ich denke nicht, dass das für alle Umstände zutrifft, aber leider ist es oft der Fall. Das liegt daran, das die europäische Ausbildung die Studenten dazu erzieht den Professoren zuzustimmen, während amerikansiche Studenten ermuntert werden anderer Meinung zu sein als ihre Professoren – nun ja, nicht immer. Aber es gibt mehr Toleranz für Widerspruch in dem Sinne: Das ist Deine Sich, das ist meine Sicht und wir haben ein Recht darauf.
Das ist großartig und ich hoffe die Europäer hören damit auf, jungen Leuten beizubringen, dass der einzigste Weg in einer Prüfung gut abzuschneiden ist, den Professor zu kopieren. Wenn man das ins Erwachsenenleben übersetzt, heisst das, man erhält großartige Manager die kopieren was der Professor sagt, der Amerikaner ist. Das muss aufhören.
Das Problem mit großen Firmen speziell in Europa ist, dass sie glauben um groß zu bleiben, müssten sie sich wie Monopole verhalten. Viele tendieren dazu neue Initiativen zu blockieren oder so daran teilzunehmen das der Enthusiasmus getötet wird. Wir können viel von den großen amerikanischen Firmen lernen. Zum Beispiel Google kauft YouTube und YouTube operiert weiterhin vom gleichen Ort und mit dem gleichen Mangement. Oder Flickr wird von Yhaoo gekauft und bleibt weiterhin Flickr.
Als Deutsche Telekom meine Frima Ya.com kaufte musste ich Ron Sommer persönlich bitten, sie nicht in t-online umzubenennen, denn t-online bedeutet in Spanien nichts und ya.com eine Menge. Das ist also ein Problem. Es ist eine Frage der Identität, das europäische Firmen, die groß sind, meinen ihre Identität müsste alles umfassen was sie tun
und sie verstehen nicht, dass sie damit den Geist eines Startups abwürgen. Startups müssen ihre eigene Identität aufrechterhalten.
Das schlimmste am Internet ist, dass es nur ein sechstel der Weltbevölkerung erreicht. Das ist das Schlimmste. Das beste am Internet ist, das die Menschen, die vom Internet erreicht werden, sich entwickeln und besser in dem werden, was sie damit versuchen. Ob das suchen, finden, programmieren lernen, oder sich selbst unterrichten ist, wie auf der Website, die wir in Argentinien gemacht haben: Educ.ar
Oder einfach nur Ausbildung, Community und Kommunikation. Es ist gut für viele Dinge. Die größte Herausforderung für das Internet wird in der Zukunft die Einbeziehung der restlichen fünf sechstel der Weltbevölkerung sein, die nicht im Internet sind. Auch deshalb, weil die, die drin sind den anderen vorauseilen. Das ist das schlimmste am Internet, dass niemand eine wirkliche Strategie hat, den Rest der Welt einzubeziehen.
Und der Rest der Welt ist der größte Teil der Welt.
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