Google und AI

Eigentlich ist die Äusserung von Larry Page zu AI trivial wenn man alle Puzzelteile zusammenfügt. Schliessslich heisst der Chef der Forschung bei Google Peter Norvig, wimmelt es von AI-lastigen Leuten in Mountain View und war eines der internen Unternehmensziele 2006 zum Top-AI-Lab auf Terra zu werden.

Man kann sich jetzt darüber streiten ob bei Google mit AI AGI gemeint ist, was aber letztlich egal ist. Klar dürfte sein, das das Unternehmen mit der erfolgreichsten Suchmaschine für eine Steigerung der Qualität der Suchergebnisse auf künstliche Intelligenz setzt. So sieht Peter Norvig künstliche Intelligenz explizit in der Vermittlerrolle zwischen Autoren und Lesern.

Wer nun allerdings glaubt AI könnte auf dem gleichen Niveau verhandelt werden wie ein neues Handyfeature, der glaubt bestimmt auch man könne ein bischen schwanger sein. Was danach kommt hat Vernor Vinge in seinem berühmten Vortrag für das VISION-21 Symposium bei der NASA 1993 so beschrieben:

„I argue in this paper that we are on the edge of change comparable to the rise of human life on Earth.“

So und jetzt schön weitermachen mit Hidden Text, AdSense und Web2.0.

6 Gedanken zu „Google und AI“

  1. – Also erstmal finde ich deine temporäre Konzentration auf AI sehr löblich. 😉

    – Ich stelle immer wieder fest, dass wir uns klar machen müssen, was AI (oder Intelligenz überhaupt?) eigentlich sein soll. Gestern hat mir ein Zeitgenosse erklärt, ein Flugzeug bzw. das ganze System Fliegen (die Technik im Tower usw.) stelle schon Künstliche Intelligenz dar. Und der output von „CopyCat“ ist dann auch schon AI?

    Hmm … Überhaupt wurde der Begriff KÜNSTLICHE INTELLIGENZ 1956 als Buchtitel – wie Weizenbaum im Interview amüsiert zu besten gibt – sowieso nur gewählt, damit die National Science Foundation ordentlich Kohle für Forschungsprojekte rausrückt. (Ein verworfener Buchtitel hieß dröge „Beiträge zur Automatentheorie“).

    – also
    Intelligenz = Fähigkeit zur selbstständigen Problemlösung? (mit oder ohne Libary?)
    Intelligenz = Fähigkeit zur Kommunikation? (Über den Inhalt der Datenbank hinausgehend?)
    Intelligenz = Fähigkeit die richtigen Fragen zu stellen? (Kontextübergreifend?)
    Intelligenz = Fähigkeit etwas zu wollen? (ohne Befehl zu agieren)

    (das Ganze mit oder ohne Bewußtsein???)

  2. Nun, aber was der liebe Weizenbaum 1956 (also vor 50 Jahren) damit meinte und wollte, wird ja eher weniger unsere Zukunft in den nächsten 30-50 Jahren bestimmen. 🙂 Genau wegen der Fragestellung „Flugzeugsteuerung = AI?“, „OCR = AI?“, „xyz == AI?“ sprechen Leute wie Ben Goertzel nicht mehr von AI sondern AGI, also Artificial GENERAL Intelligence. Was dieses General nun von den von Dir genannten vier Alternativen genau meint, ist wohl diskutierbar. Ich denke 1) und 2) umfasst der Begriff sicher, 3) höchstwahrscheinlich, 4) weiß ich nicht. Im Sinne von Yudkowskies „Friendly AI“ wäre es z.B. schön wenn sie mein Wohlbefinden „will“. 😉

    P.S.: Dem Lob zu den AI/AGI-Themen kann ich mich nur vollstens anschliessen.

  3. Naja, das Weizenbaum-zitat ist von 2003. Aber der Begriff AI stammt aus der Steinzeit. Heute nennen wir das wahre Ding AGI. Aber das, was man damals wie heute anvisierte (und 1956 glaubte, es überschaubar schnell zu erreichen), wo ist das denn wirklich in Reichweite? Alles, was ich finden kann, sind sehr gut gemachte Algorythmen und sowas wie Pseudointelligenz. Reden wir heute wie damals von Wunschträumen? 🙂

    Die vier Punkte sind mir spontan eingefallen, als ich versuchte, mir mal klar zu machen, wovon ich rede, wenn ich von Intelligenz spreche. Es blieb das Gefühl, dass die Liste unvollständig ist. Aus irgendeinem Grund vielleicht nie ganz vollständig. Es bleibt spannend.

    Aber Martin, wenn du Informationen hast, die Erfolge bei der Annährung an AGI nachvollziehbar machen, bitte sag an. Ich fürchte, dass die relevante Forschung im Militärischen Komplex stattfindet und mit Yudkowskies Friendly AI nicht so viel zu tun hat. Denn Freundlichkeit gehört höchstens zur Definition von göttlicher Intelligenz. Aber das ist Esoterik.

  4. Nachtrag:
    Müsste eine „Friendly AI“, wenn sie denn eine Superintelligence wäre (Ken Gumbs „Building Gods“), nicht das Leben auf dem Planeten allgemein schützen und hätte das nicht unter Umständen sehr wenig mit deinem (und meinem) Wohlbefinden (im Sinne von Bequemlichkeit und Luxus) zu tun? 🙂

  5. Nachtrag 2:
    Wir reden immer von AI und vergessen dabei die ND(= Natürliche Dummheit)!

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,468354,00.html

    Als von Anfang an dabeiseiender „24“-Gucker (im Wettrennen mit „Lost“ und „Desperate Housewifes“ – wir schauen ja nie fern, kriegen aber sowas per DVD ins Hirn gebrannt)) bin ich natürlich schon lange gelangweilt, wenn Jack Bauer sein unvermeidliches „Tut mir sehr leid“ vorbringt und dann brutal wird. Das Sonderbare ist: Dadurch, dass dieser stupide Patriotismus in Hollywoodsprache vollkommen ernst durchgespielt wird, wird das reale Amerika kompromittiert. Offensichtlich mehr als durch Irak. Sowas macht mir dann schon wieder Spaß.

    NAS (Natural Agressive Stupidity) als Gegenpart von Friendly AI = eine völlig neue Ästhetik, das sagt mir was (Asterix)

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