Der Versuch dieser jungen Dame ist so beleidigend linear, wenngleich anregend, das man ihn nur aus dem hoffärtigen Egozentrismus eines bestimmten Lebensalters und einer spezifischen geistigen Disposition erklären kann. Die dreifache Menge an Leben (52) äussert sich eben nicht nur in Falten, sondern auch in Überschuss, den ein drittel großer Fetzen (17) kaum bedeckt.
Auch wenn unsere digitale Existenz scheinbar gleich daher kommt und scheinbar gleich zugänglich, nämlich klickbar ist, – dahinter verbergen sich unterschiedlichste quantitative und qualitative existentielle Stränge, die nie identisch gemacht werden können. Der Ruf nach Verständlichkeit (Tilgung: für wen?) und Einfachheit, ist so alt wie die introjizierte Warenwelt: Ich will Wurst im Gegenwert von 3,50. Wehe, ich muss kauen, wehe, ein Geschmack stellt sich ein, wehe, es weicht ab von dem was meine Peergoup frisst. Abweichung wird nur toleriert wenn sie in den normierten, reproduzierbaren Erscheinungsformen und Haltungen der Popkultur daherkommt, die Form einer klaren Bedienungsanleitung annimmt (Pushbutton Intellekt) oder genügend sinnlich aufreizend ist um auf dem schwankenden Boden einer unklaren Identität vorübergehend den Schwindel zu betäuben. Solange man Identität sucht, ist Ambiguität unerträglich.
Obwohl Wissenschaft unser bester Besen ist, um den Grund zu fegen auf dem wir stehen, lässt sich schlecht mit einem Besen tanzen. Zukunft wird zwar durch klaren Boden bereitet, aber durch den aufgewirbelten Staub schauen kann nur, wer willens ist Umrisse als das gelten zu lassen.