Der BMW-Fall und das Selbstverständnis von PR, Werbung und SEO

Das brilliante BMW-Bonmot, das die Doorway-Pages „nur ein Dienst am Kunden“ gewesen wären, bestätigt nur was ich in meinem Eintrag Matt Cutts über den BMW-Raussschmiss skizziert habe. Diesen Satz des Tages einfach als einen Ausrutscher abzuhaken ist mir zu einfach, denn das darin enthaltene Selbstverständnis, das nie auch nur zucken würde, nein darf (warn ja teuer, die Seminare) zieht sich durch eine ganze Kultur, die auch Kampagnen wie „Du bist Deutschland“ hervorgebracht hat.

Ich möchte also behaupten:

PR, Werbung, Marketing und SEO und andere Disziplinen sind immer am Rande einer Katastrophe angesiedelt

Dieses Dasein am Rande der Katastrophe und der implizite Thrill der manchen jungen Menschen in die „Agenturen“ zieht, resultiert aus einem größenwahnsinnigen Push-Selbstverständnis, das Äusserungen wie die obige hervorbringt, die immer beinhalten, das Relevanz HERGESTELLT wird, nein werden muss! Das ist das eigentliche Axiom der Konsum-Kultur.

Und da liegt der Culture-Clash der westlichen Konsumwelt: Auf der einen Seite stehen Leute oder Interessengruppen, deren Werte und Handeln davon ausgehen, das Relevanz technisch hergestellt werden kann und muss – auf der anderen Seite Personen (zB Blogger) oder Interessengruppen (zB Google) die glauben das Relevanz organisch entsteht und algorithmisch bestimmt werden kann. PR, Werbung, SEO und Marketing stehen auf der Seite der technisch hergestellten Relevanz. Die chinesische Regierung übrigens auch. Der Geist und Idealismus der frühen Tage Googles steht auf der anderen Seite.

Hierin liegt unter anderem die oft beschworene Revolution der Informationsgesellschaft. Nicht in noch 1 Milliarde mehr Transistoren. Sondern in der Drift weg vom Push-Selbstverständnis der Kommando-Konsumkultur mit ihren Söldnern in Werbung, PR oder Marketing, hin zu Prozessen, die längst nicht alle Beteiligten begriffen haben. Vielleicht kann man sie auch nicht begreifen, denn sie bilden ihren eigenen, im besten Sinne eigenwilligen Vektor, der aus der Masse und im schlechtesten Fall aus dem Mob geboren wird. Diesen Vektor begreifen zu wollen, hiesse ihn kontrollieren zu wollen, nur um Cheefe mal wieder in einer Präse dieses Interdings als steuerbar zu verkaufen.

6 Gedanken zu „Der BMW-Fall und das Selbstverständnis von PR, Werbung und SEO“

  1. Diesen Vektor verstehen zu wollen, muß nicht unbedingt bedeuten, daß man ihn zu seinen Gunsten verbiegen möchte.

    Es kann auch sein, daß man ihn einfach nur verstehen will. Sonst nichts.
    Z.B. den Karikaturensteineschmeißervektor, nachdem selbige nichtmal gesehen wurden.

    In den meisten Fällen aber wahrscheinlich schon.

    Und er muß eigentlich auch nicht aus der Masse geboren werden.

    Der Relevanzvektor
    – kann durch Werbeterror oder andere Manipulationsmethoden entstehen
    – kann organisch entstehen
    … und im besten Falle auch ohne Bewertungskriterien bzw. Kritiker schlicht existieren.

    Es ist wohl eine Frage der Definition von Relevanz. Eine Frage des Fragenden.
    Dieses momentan umlaufende 4 irgendwas Stöckchenspiel ist zwar oft gesehen, aber hat es eine Relevanz? In Bezug auf was?

  2. Hm. – Si. Muss nicht. Aber bei den Interessengruppen die da gerade schnell ihre potemkinschen Virtualitäten in Nachtschichten umbauen müssen, ist das klar wie Souce. Ich schätze die haben jetzt schon tolle „Teams“ am Start die grübeln wie sie die „Relevanz“ in Zukunft garantieren können.

    Diese trivial pursuit Spielchen haben eine Relevanz für die Beteiligten. Eine ganz natürliche. Den Ölpreis wirds nicht beeinflussen. Ist son Hordenzeugs. Mäusespielchen im Mondlicht. Bis die Falle zuschnappt.

Kommentare sind geschlossen.