Deutschlandbashing

Deutschland ist im internationalen Vergleich nicht konkurrenzfähig. Das wissen wir alle. Nicht? Darum ist dieses Land auch international Weltmeister im Export. 5,9% Steigerung gegenüber dem gleichen Halbjahr 2004. Diese besondere Art der internationalen Konkurrenzunfähigkeit steigert sich so seit Ende der 90iger. Schrecklich. Wenn das so weiter geht mit den steigenden Löhnen und dem unglaublichen Krankenstand, dann werden „wir“ noch von Japan überholt. Gewissenlos ist dabei das „wir“ der Welt dieses ganze kreativitätsarme Zeug andrehen. Besonders im Maschinenbau. Unverantwortlich.

7 Gedanken zu „Deutschlandbashing“

  1. Ich glaube, das die Wurzel des Problems irgendwo zwischen dem gemittelten Selbstwertgefühl aller Bürger unseres Staates und der Frage: „Was geht mich das alles an?“ zu finden ist.
    Individualismus macht es möglich, sich abzuschotten und gleichzeitig zu sagen: „Es wird ehh alles nicht besser“
    Es gibt elementare Dinge, von denen bekannt ist, das Sie so nicht funktionieren … aber man findet in den klassischen Medien keine Diskussion darüber.
    Warum die Politik solche Eisen nicht anfasst dürfte daran liegen, das die politischen Entscheidungsträger sich schon weitestgehend mit bestimmten Gegebenheiten als Naturkonstanten abgegeben haben:
    Kapitalismus ist wie er ist entweder genauso wie er zur Zeit betrieben wird oder gar nicht mehr. Lobbyismus ist halt so … kann man auch nix machen, würde sonst ja auch nicht funktionieren. Manchen Arbeitslosen kann man gar nicht mehr helfen. Wenn man seine Lösungsansätze zu weit vom Mainstream der EU sucht, dann isoliert man sich. Wir müssen nicht die Struktur des Wirtschaftens anpassen, sondern versuchen den Menschen dasselbe wirtschaften neu zu verkaufen.
    Für mich schreien all diese Bereiche nach sinnvoller Veränderung und Überarbeitung.
    Aber so lange diese Fragen nicht politisch ernsthaft diskutiert werden (auch wenns weh tut und man glaubt den Wähler zu überfordern *sic!*) wird auch das Institutionenvertrauen in die Parteien nicht steigen.
    In einer Zeit, in der Depression unter den Top 10 der tödlichen Krankheiten in Deutschland rangiert, finde ich es schwierig das ganze Thema mit dem einen Wort ‚Jammerlappental‘ abzutun, da das Problem sich vielleicht einfach anhört (für einen Nichtdepressiven), aber der Realität so nicht gerecht wird.

  2. Drüben im Mehrzweckbeutel hab ich vorige Tage noch was zu der Weltbankumfrage abgelassen. Wenn man solche Indizien zusammenfasst, drängt sich mir ein Bild auf: Deutschland brummt! Aber nicht für alle.

    Es gibt zweierlei „Gejammere“. Das strategische Gejammer der industriellen Interessenvertretungen, die natürlich in Erklärungsnot geraten wenn man sie auf die Aussenhandelsbilanz hinweist. Und dann gibt es das Jammern der Leute, die wirklich immer weniger haben und noch mehr abgeben sollen, weil… ja warum?

    Stimmt es wirklich das ein gerechtes System nicht mehr bezahlbar ist? Oder sind die Verhältnisse vielleicht politisch gewollt? Vielleicht haben wir es mit den Ergebnissen längstfristiger Strategien zu tun?

    Ich finde es jedenfalls verdammt schwer durch das Dickicht der Propaganda hindurch einen Blick auf die wirklichen wirtschaftlichen Verhältnisse werfen zu können. Dieweil nimmt der GINI-Index täglich zu…

  3. Also mich phasziniert dabei, daß es offensichtlich möglich ist, durch durch_aus auch Selbstsuggestion an einfach nur trivial in den Medien wiedergekäute Wiederholungen zu glauben.
    Es funktionierte während der Handy-Börsenblase, jahrelang, hier im positiven Sinne für die sog. Wirtschaft.
    Frag doch mal die „Wirtschaft“, ob es ihr gut geht – und das als Zeitreisender in immerwährender Gegenwart. Jemals „Oh, hervorragend“ als Antwort erhalten? Nur zurückblickend, um zu verstärken, wie schlecht es doch momentan bestellt sei.
    Und es funktioniert, nicht nur suggestiv, sondern real. Unglaublich, es hat reale Auswirkungen, nicht nur ,-real_e.
    So lasset uns denn gebetsmühlenartig – artig, folgendes wiederholen: Uns geht es gar nicht so schlecht, wie wir es gerne hätten. Sei auch der Reallohnverlust schockierend, für die Industrieprodukte mags noch reichen. Reichen.
    Die bezaubernde Gini …

  4. Also ich glaube schon, das es durchaus Wirtschaftsbereiche gibt, denen es wirklich nicht gut geht. Der Mittelstand zum Beispiel hat es sicherlich nicht leicht, was man an den Firmenpleiten in dem Bereich sehen kann.
    Es gibt aber auch Wirtschaftsbereiche, wie Banken, Versicherungen, Handelsketten, Mineralölkonzerne usw. in denen es brummt wie nie zuvor.
    Klar glaubt ein grosser Teil der Bevölkerung wirklich das Märchen von den viel zu hohen Lohnnebenkosten die Schuld sind an unserer Misere. Nicht das es daran liegt, das alles nur noch auf Pump gemacht wird … das ist schon ok so. Nicht das die Firmen, die kaum noch an der Produktion von Waren beteiligt sind die meisten Gewinne abschöpfen … das is doch normal so.
    Wenn man finanzkräftig genug ist, kann man sich mit ein paar Kollegen einen ganzen Markt krallen indem man die alten Betriebe erst durch Dumpingpreise kaputtmacht und dann an der Preisschraube dreht und gleichzeitig aufpasst, das man Schlüsselpositionen des Marktes beherrscht oder Exklusivverträge hat. Hey hey das ist freie Marktwirtschaft … das darf jeder machen. Man braucht bloss Geld so richtig echtes Geld … keine Kredite, denn das is was anderes. Aber wer hat das heute schon noch.

    Die Leute stehen davor und werden ‚beschützt‘ vor zu komplexen Sachverhalten, die ehh nur Finanzgeblubber sind, bei dem jeder in den Sekundenschlaf fällt. Nein der Einzelne darf nicht entscheiden, ob er gerne mal ins Detail gehen möchte. Die Arbeitnehmer regen sich an den Stammtischen über Ihre Chefs auf. Die Arbeitgeber im Club über Ihre Angestellten die Ihnen die Haare vom Kopf fressen. Die Mieter über Ihre restriktiven Vermieter. Die Vermieter über Mietnormaden. Vieleicht ist das aber alles gar nicht der Punkt.

    Hey und wenn man sogar den Treibhauseffekt wegdiskutieren kann, dann kann einem ein Ginikoeffizient auch nix anhaben.

  5. Aus nebulösen volatilen Stimmungen können Tatsachen werden, weil viele daran glauben. Wir haben das auch selber erlebt im Beruf. Kunden geben weniger aus, weil sie glauben, sie müßten nun sparen, denn es sind ja wirtschaftlich schwere Zeiten, warum auch immer. Weil sich jetzt unerwarteterweise herausgestellt hat, daß jeder ein Handy hat und der Markt gesättigt ist? Vielleicht ist ja gerade das ein Zeichen dafür, daß wir hier am leistungsfähigsten Wirtschaftsstandort überhaupt wohnen, eben weil im Prinzip jeder alles hat. Und so schnell sind neue Märkte nicht mehr zu erfinden (es sei denn, Siggi baut doch noch seinen Nanoassembler). Irgendwie hat sich der Börsentratschmechanismus zu einem Wirklichkeitsäther entwickelt, der Tatsachen schaffen kann. Sülz.
    Daß Herr Michael Chrichton in seinem Pamphlet „Welt in Angst“ ungestraft Halbwahrheiten und Falschaussagen verbreiten darf, um u.a. den Treibhauseffekt wegzudiskutieren – tja, daran sind wir selbst schuld, da wir alle damit kokettieren dürfen, von Wissenschaft keine Ahnung zu haben.

  6. Zu glauben man habe alles ist ja auch ein Irrglaube. Die Wirtschaft hat sich darauf spezialisiert nicht die Bedürfnisse der Kunden zu erforschen sondern bei Ihnen Bedürfnisse zu ’setten‘. Klar hängt es davon ab, wie die Kunden auf das Produkt anspringen, ob das Produkt Erfolg hat … aber die Wirtschaft steht nicht im fruchtbaren Dialog mit den Kunden (Beschwerdehotline sind Kommunikationsdesaster). Daraus bildet sich beim Verbraucher das Gefühl,das er ja eigentlich schon alles hat weil das was neues kommt Ihm auch irgendwie überflüssig vorkommt.
    Problem unserer Wirtschaft ist und bleibt meines Erachtens der Wachstumszwang, der mit der sowas dummem wie der Inflationsrate und drohender Innovationsstagnation begründet wird. Irgendwann werden wir einfach viel zu sehr damit beschäftigt sein, das einmal gewachsene zu reparieren (New Orleans, Infrastruktur, Hochwasserschäden usw.) als das wir noch weiter wachsen können. Und dann kollabiert halt alles weil es falsch angelegt ist.

    In Deinen Worten gesprochen wird der ‚Börsentratschmechanismus‘ in absehbarer Zeit mangels Realitätsbindung auffliegen un der ‚Wirklichkeitsäther‘ wird uns alle kotzen lassen.

    ‚Welt in Angst‘ ist dumpfe Polemik und man kann sich ganz ohne Wissenschaft darüber klar werden, das es nicht so gut sein kann, wenn wir auf unserer Erde die als Öl gebundenen Kolendioxide alle wieder in die Luft pusten, denn wir sind erst entstanden als genau diese Kolendioxide gebunden waren.

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