Cory Doctorow beim Elektrischen Reporter

Der wöchentliche Kampf ums Transkript schwappte diesmal ganz modern bis in Twitter rein. Whuffies sind Woppels auf Deutsch. Ist doch klar.

Cory Doctorow Interview with Elektrischer Reporter in english.

Cory Doctorow Interviewtext mit dem Elektrischen Reporter auf Deutsch.

Hier findet man endlich mal jemanden dessen Blog ganz oben ist, und der zugibt das das nicht nur der Qualität, sondern auch dem die-Reichen-werden-Reicher-Phänomen zu danken ist. Das sind statistische Dynamiken, die weit über einfache Einschaltquotenphänomene hinaus gehen. Sowas wird wohl erst abgestellt, wenn genügend AI in die Suchmaschinenalgos eingearbeitet sein wird. Vielleicht auch nicht. Vielleicht gehen wir ja auch einer Epoche entgegen, in der der Mob sich selbst beschallt und die Schattenherrscher im Windschatten dieser Web2.0-Kakaphonie ihrem ruhigen Geschäft nachgehen können.

6 Gedanken zu „Cory Doctorow beim Elektrischen Reporter“

  1. Hm, über das Kumulationsphänomen von Aufmerksamkeit in der Blogwelt hatte ich mir vor Jahren im Dialog mit Anke Gröner auch schon so meine Gedanken gemacht. Ich halte es für relativ aussichtslos, diese Gesetzmäßigkeiten mit Hilfe von AI aushebeln zu wollen. Oder anders gesagt, ich wüßte nicht, wer sich von dem Erfolg eines solchen nivellierenden Algoritmus etwas versprechen sollte, solange hohe Aufmerksamkeit effektiver zu kapitalisieren ist als niedrige Aufmerksamkeit.

  2. Stimmt. Alle die von dem Mechanismus profitieren, haben kein Interesse daran. Wenn sie auch noch obendrein die Technologie stellen, wie im Falle Google, dann heisst es wohl the winner takes all.

    2 Ansatzpunkte: 1. Utopien sind der wirkliche Massstab. Jeder kann zwar, aber das auch jeder seine Relevanz darstellen (im chemischen Sinne) kann ist eine utopische Forderung. Algorithmen ohne Utopie sind automatisch Dystopien, sach ich mal.

    2. Bei Tim OReilly läuft neuerdings eine ähnlich gedrallte Diskussion aber aus gänzlich anderem Interesse: Die Basis des Geschäfts des OReilly Imperiums ruht auf der Fähigkeit Neues entdecken zu können. Wenn allerdings durch diese Feedback- und Akkumulationstendenzen (siehe Techmeme, Boing Boing) nur noch Mainstreamiges belohnt wird, werden Technoscouts wie OReilly blind. Oder der Aufwand zu suchen wird höher. Mehr zu diesen dysfunktionalen Tendenzen hier.

  3. Ja, hab ich gesehen. Von einer ganz anderen (und nicht interessensgeleiteten) Ecke herkommend könnte man den status quo auch so zwischenbilanzieren: Das Zwonull-Ding, wenn es nicht weiter trägt als das, was wir gesehen haben, dann war es halt ne Luftnummer. Oder ein schwacher Motor, der das Gesamtding nur kurz nach vorne bewegt hat, bevor der informationelle Ölschlamm die Mühle wieder abgewürgt hat. Ich sehe keinen Rückschritt hin zu privateren Daten, ich werfe mal die Hypothese in den Raum, dass die wirklich interessanten Daten und Informationen womöglich nie offen dem Blick aller dargeboten auf dem Präsentiertteller gelegen haben wie wir zwischenzeitlich hofften oder glaubten.

    Es ist nicht nur festzustellen, dass sich die Bloggerei eingelevelt hat, es ist womöglich an der Zeit, sich auch gleich von ein paar liebgewonnenen Utopien freizumachen, mit denen manch einer das ganze Zwonull-Paradigma epiphanisiert hat.

  4. Dem kann ich nur zustimmen, ausser das man sich von Utopien in irgendeiner Weise „freimachen“ kann. Utopien, so sie den welche sind, befreien uns nie von der Verantwortung die faktische Realität an unseren Träumen zu messen. Dort wo die gesellschaftliche oder technologische Realität nur noch buchhalterischen Kriterien genügen darf, ist wirklich die Luft zum humanen Atmen raus. Deswegen also auch: rauf ins Krähennest!

  5. Tja, damit tue ich mich ehrlich gesagt manchmal schwer. Ist vielleicht eine Berufskrankheit, die mit meinem journalistischen Selbstverständnis zu tun hat. Als auf dem Boden bleibender Berufsrealist mit einigermaßen intaktem Bullshit-Detektor bin ich ohne böse Überraschungen durch die Dotcom-Blase und deren Platzen gekommen. Und ich konnte mir auch die Vorstellung, wir alle würden uns im Webzwonull total schwarmintelligent am long tail fassen, schön alle unsere Daten ins Netz stellen und schon wird die Wüste grün, nie vorbehaltlos zu eigen machen. Ist vielleicht ein persönliches Defizit von mir, aber ich arbeite dran.

    A propos: Als Admin hier müsstest Du meine Maul-Adresse ja sehen können. Ich wäre wirklich neugierig auf Dein Projekt, über das wir neulich gesprochen haben: feel free to contact mark793 chez gehemmicks point de…

  6. Utopien haben nichts mit Realismus zu tun sondern mit Hoffnung. (Bloch 101). Hoffnung auf eine bessere Welt und die Antwort auf die Frage: Für wen? Man kann in der Gegenwart realistisch sein und gleichzeitig utopische Forderungen an die Gesellschaft stellen. Ohne ist alles nur noch buchhalterischer Pragmatismus und schlimmstenfalls Utopia für wenige und Dystopie für den Rest.

    Meine These ist das je ultimativer, umfassender die technologischen Möglichkeiten werden, desto dringender wird die Notwendigkeit für Utopien, also Vorstellungen wie wir denn mit dem ganzen Geraffel leben wollen. Das wird immer wichtiger je durchgeknallter die Möglichkeiten werden. Für wen wollt ihr denn die lebensverlängernden Medikamente verfügbar machen? Für wen soll denn ein mindboggling Infoversumstischchen (siehe MS) verfügbar sein? Der Nanokram? Etc pp.

    Ich muss seit über einem Jahr sehr an mich halten um dystopischen Fantasien keinen Raum zu geben. Aber das ist halt die Kunst: Die Utopie im Angesicht der Realität am Leben erhalten!

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