Erstkontakt

Da ich kein Schach spiele, kann ich die Beobachtung von Shane Legg zur vielleicht letzten Partie zwischen einem Menschen und etwas Silicon um die Weltherrschaft im Schach nicht gut beurteilen, sie scheint mir aber ein guter Vorgeschmack darauf zu sein was uns blüht: schlichtes Erstaunen und sattes Unbegreifen im Moment des Erstkontaktes.

Deep Fritz would sometimes make strange moves that the Grand Master commentators could not explain… at least not until a few moves later when the subtle reasoning behind the move became apparent.

Schach in Zeiten, wo das 657te Kontaktpochtahl als Web2.0 Errungenschaft ver-vauzeht wird.

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7 Gedanken zu „Erstkontakt“

  1. Erstkontakt? AI?

    Ist meine Waschmaschine auch intelligent?
    Die kann 10 Programme und erledigt ihren Job korrekt und schnell.
    Darin ist sie mir haushoch überlegen.
    Schachspielen ist bei Kramnik ein Ausdruck seiner Intelligenz, bei Fritz vielleicht nicht.
    Die Frage ist: ist Deep Fritz respektive seine Algorythmen intelligenter als meine Lavomat oder nur subtiler?

    Gedanken dazu: http://www.derraum.com/2006/01/pressetext-4dschach/

  2. Die wesentlichere Frage ist: Wessen Verhalten kannst Du voraussagen? Wessen Verhalten ist sogar konstruktionsbedingt nicht vorhersehbar? Dumme Dinge sollen was machen. Die anderen überraschen uns und landen deswegen nicht gleich in der Werkstatt.

  3. Die Fähigkeit zu Überraschen als ein Aspekt von Intelligenz: d’accord.

    Ich bin allerdings nicht sicher, ob die Programmierer -wenn sie so schnell und effizient wie ihr „Kind“ Fritz ihre eigenen Algorythmen durchrechnen könnten- den nächsten Zug von Fritz nicht exakt vorhersagen könnten.

  4. Könnten. Würden. – Ist aber nicht. Nie mehr. Next step: GO. Das verhagelt mir jetzt schon die Stimmung.

    @Überraschung: die ist ja nicht intendiert, sondern nur unser Reflex. Intelligenz will ja nicht überraschen, sondern Probleme lösen.

  5. Da könnte man jetzt das Bonmot eines berühmten Schachspielers anbringen: „Es gibt keine Lösung, weil es keine Probleme gibt.“ Das zitiert sich immer gut, aber da lag er falsch: WIR MACHEN die Probleme. Und was wir alleine nicht konstruiert kriegen, lassen wir von Maschinen machen. Aber bis zum Erstkontakt dauerts trotzdem noch.

  6. Bis zum Erstkontakt dauerts, das seh ich wie fatagaga. Und auch zum „Next Step GO“ dauerts, da die erfolgreichsten Strategien vom Schach (Äste abschneiden, Bibliotheken durchsuchen) hier weniger Erfolg bringen dürften und bislang bringen, bei im Vergleich zum Schach allerdings zugegeben deutlich weniger reingestecktem Aufwand/Brainpower. Moores Law hilft hier offensichtlich deutlich weniger, auch eine 10^8 mal schnellere Waschmaschine würde noch von Shusaku und Go Seigen zerquetscht werden, wenn sich in Sachen Software nichts Dramatisches tut. Betrifft imho das ganze Feld der AGI, Goertzel und Voss können siebenhundert schöne Diagramme mit Pfeilen von „Cognitive Core“ zu „Interface Manager“ zeichnen, ob da so schnell was rauskommt – man kann geteilter Meinung sein. Bzw. dann in drei Jahren nicht mehr, wenn sich Peter Voss schonmal irgendwie rausreden muss. 🙂

  7. Klar, das dauert. Wie lange? Keine Ahnung. Goertzel führt auf dieser Seite 21 explizite AGI-Projekte auf, die ihm bekannt sind, unter anderem eins der DARPA. Schauder. Voss hat letzte Tage wieder jemanden eingestellt und gibt an jetzt Platz für ca 20 Leute zu haben. Keine Ahnung ob der die wirklich alle bezahlt oder mit Aktien Optionen abspeist. Und das kann man ohne Details sowieso nicht richtig beurteilen: „As a key milestone, we just implemented of version of our prototype to do useful work for our project, assisting us in various simple tasks.“

    @Go: Abgesehen davon das ich wohl selbst vom heutigen Waschmaschinenäquivalent geplättet werde sind mir die verräucherten Partien in irgendwelchen Hinterräumen mit angetrunkenen Koreanern (Staccatoruf:“Wo?! Wo?!“) immer noch lieber. 😉 Irgendwie bin ich doch noch bekennendes Säugetier…

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