Sellafield und die Blogosphäre (2)

Eine Nacht drüber geschlafen. Heute morgen bei Technorati noch einen Blogbeitrag vom 11.5 zu diesem Vorfall gefunden. Also vor 18 Tagen. Auch wenn es weh tut: Das ist die Realität. Über das Versagen der klassichen Medien in diesem Fall nachzudenken, wäre ein Fehlschluss. Hier muss sich die sogenannte Blogossphäre an ihrem eigenen Hype messen lassen. Was ist dazu besser geeignet als etwas so langweiliges wie ein Atomunfall?

Die Blog-Ideologie lautet, das die Blogossphäre einem homöostatischen System ähnelt, in dem etwas „wichtiges“ von unten nach oben gespült wird. Und? Passiert das? Ein C-Blogger berichtet über einen Atomunfall. Und irgendwo fällt ein Sack Zement um. Ich vermute das „Personal Publishing“ dazu führt das das Mittelmass regiert. Die Filter des Mobs sind und waren seit je: Konsum, Sex, Drugs and RocknRoll. In den klassischen Medien gab es das Korrektiv der Redaktionskonferenz auf der festgelegt wurde was „wichtig“ ist. In der Blogosspäre stimmt der Mob mittels Clicks ab.

An anderer Stelle erwähnte ich den Qualitätszyklus nach Juran: Produkt – Prozess – System. Wie am Beispiel des Sellafieldunfalls zu sehen ist, ist der Prozess der Blogosshäre so geartet, das lebenswichtige Nachrichten herausgefiltert werden. Bedenkenswert, wenn nicht gar bedenklich. In einem gesellschaftlichen Sinne wäre der Begriff „dysfunktional“ – nicht „dis-“ – angebracht.

4 Gedanken zu „Sellafield und die Blogosphäre (2)“

  1. 09.05.
    http://karan.twoday.net/stories/679385/

    10.05.
    http://quality.blogg.de/eintrag.php?id=73

    11.05.
    http://steffen.blogg.de/eintrag.php?id=12

    13.05.
    http://www.myblog.de/weltregierung/art/1334225.html
    http://amazonas.the-dot.de/node/341

    Danach erst wieder, als die Mainstream-Medien Laut geben.

    Deine pessimistische Deutung ist eine mögliche Interpretation. Eine andere ist: Das Blog-Netz ist in D zu löchrig, zu große Maschen, durch die auch schon mal ein kapitaler Fisch schlüpft. Die deutsche Blogosphäre findet (noch) nicht statt.

  2. Also Filter oder Masse. Oder/und Boltzmann-Gibbs? Bezüglich der Diskussion letztes Jahr bei Clay Shirky und Pareto. Vielleicht ist ja alles Zufall und nur oberhalb einer gewissen Lesermenge lebt der Organismus Blogossphäre.
    Geld und Aufmerksamkeit haben ja das gemeinsame Merkmal endliche Resourcen zu sein. Hm. Da plädier ich lieber für Filter. Zufall wäre schrecklich…

  3. Ich schätze mal, daß man bestimmte Dinge
    auch den Massenmedien überlasst. Und Atomunfälle
    gehören da ganz gut hin.
    Ich hätte auch nicht drüber gebloggt sondern
    einem Redakteur eine A-Mail geschickt…

  4. Überlassen? Denen? 😉
    Scherz beiseite. Blogs sind ja eben wichtige Instrumente, weil sie dem EIGENEN Erkenntnisinteresse eine Stimme in der Öffentlichkeit + der möglichen Vernetzung verleihen. Erkenntnisinteresse + fehlende Öffentlichkeit ist für mich eine andere Definition für Ohnmacht. Delegation von Erkenntnisinteresse könnte man auch als Naivität bezeichen 😉
    Das sogenannte Fachleute das Erkentnisinteresse gerne an sie delegiert sähen, ist ein alter Hut. Verständlich. Warum sonnst diese erbitterten Diskussionen über Bloggen und Journalismus?
    Den Medien gewisse Themen überlassen ist nichts anderes als vorauseilender Gehorsam…

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